Schon vor einer Woche sah ich während eines Morgenlaufes die frischen Blätter der Brennnessel entlang meiner Laufstrecke. Somit überlegte ich während meines Laufes, wie ich (wie jedes Jahr zu dieser Zeit) die frischen Brennesselspitzen verwende und zu was ich sie verarbeite.
Nachdem ich meine Spitzen gepflückt hatte, ging es in die Küche und mein Vorhaben, Pesto, Brennesselnockerl und eine Tinktur damit zu machen, wurde umgesetzt.
Brennnesselblätter für viele Zwecke
Brennnesselblätter lassen sich nicht nur zu einem sehr entschlackenden und wohlschmeckenden Tee oder eben zu Nockerl, Pesto und zu einer Tinktur verarbeiten. Sie sind überdies extrem calcium-, eisen- und eiweißreich und können pulverisiert in viele Gerichte integriert werden – z. B. in grüne Smoothies, aber auch als würzige Zutat in Dressings, Dips, Frischkäse, Brot und vieles andere mehr. Näheres kommt in den nächsten Blog`s.
Wie dankbar bin ich, dass ich die Brennessel pflücken darf
Die Brennnessel wächst überall dort, wo der Boden feucht und nährstoffreich ist. Sehr früh im Jahr legt die Brennnessel los und ist daher auch eine der ersten Pflanzen, die im Frühling zu blühen beginnen. In den nördlichen Ländern ist die Brennnessel weit verbreitet und gilt ob ihrer Wucherleidenschaft als wenig beliebtes und massiv bekämpftes Unkraut.
In Frankreich wird die Brennnessel jedoch noch aus ganz anderen Gründen bekämpft. Dort ist seit Jahren ein wahrer Brennnesselkrieg im Gange, weil der Einsatz der sog. Brennnesseljauche gesetzlich untersagt wurde.
Brennnesseljauche nennt man die Flüssigkeit, die entsteht, wenn man frische Brennnesselblätter oder -stängel in einen Eimer Wasser gibt und dort gären lässt. Dann wird die entstandene Jauche als natürlicher Pflanzendünger verwendet.
Bakterienhemmer und Nährstoffbombe
Das Gartenunkraut enthält mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte und ist zudem reich an Mineralien wie Eisen, Kalium und Magnesium und sekundären Pflanzenstoffen wie den Flavonoiden. Die Flavonoide sorgen zusammen mit dem Kalium für die entwässernde Wirkung der Blätter.
Heilpflanze Brennnessel
- Die Brennnessel ist eine Heilpflanze, für die mindestens ebenso viele Einsatzgebiete bekannt sind wie etwa für die berühmte Kamille, die hübsche Ringelblume oder den bitteren Löwenzahn. In der Volksmedizin wird die Brennnessel zur Entgiftung und Entschlackung im Rahmen von Frühjahrskuren und Diäten sowie bei Müdigkeit und Erschöpfungszuständen empfohlen.
- Letzteres ist häufig die Folge eines Eisenmangels, der zur Blutarmut (Anämie) führen kann. Gerade den Eisenmangel jedoch kann die eisenhaltige Brennnessel mit Leichtigkeit beheben. Sie liefert – je nach Wuchsort – zwei – bis viermal so viel Eisen wie ein Rindersteak und bis zu dreimal so viel Eisen wie Spinat.
- Auch soll die Brennnessel die Leber und die Galle positiv beeinflussen, weshalb schon Paracelsus die unscheinbare Pflanze in Form von Brennnesselsaft bei Gelbsucht (Hepatitis) verordnete. Eine Heilpflanze, die Leber und Galle pflegt, kann natürlich auch die Verdauung optimieren sowie bestehende Verdauungsbeschwerden beheben helfen.
- Als Ernährungsmedizinerin habe ich viel mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu tun und ich bemerke auch, dass immer mehr Personen an entzündlichen Darmerkrankungen leiden. Die Brennessel zeigt auch bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn eine tolle Wirkung.
- Auch bei der Therapie sowohl der Arthrose als auch ihrer akuten Form, der rheumatoiden Arthritis kann die Brennnessel aufgrund ihrer entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften höchst wirkungsvoll eingesetzt werden.
- Bei Harnwegs- und Prostataerkrankungen kommen die sog. Aquaretika zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Heilpflanzen, die zur Durchspülung der Harnwege verordnet werden und auf diese Weise krankheitserregende Keime ausschwemmen können.
Nun möchte ich euch aber meine drei Rezepte vorstellen
1. Brennesselnockerl
Zutaten für 4 Personen
- 500 g Brennnesselblätter (junge, zarte)
- 400 g Mehl (griffig)
- 250 ml Milch
- 3 Eier
- 2 EL Öl
- Salz
- Pfeffer
- 1 Prise Muskatnuss
Zubereitung
- Die Brennnessel putzen, waschen und in kochendem, gesalzenem Wasser blanchieren. Blätter abseihen und passieren oder mixen.
- Aus Mehl, Brennnessel, Milch, Eiern, Öl, Salz, Pfeffer und Muskatnuss einen Teig herstellen.
- Einen Topf mit Wasser zum Kochen bringen. Salzen und die Brennnessel-Nockerl darin ca. 10 Minuten kochen, dann abseihen.
- Nun könnt ihr die Nockerl beliebig anrichten und servieren.
2. Brennnesselpesto
Zutaten für ca. 350 ml grünes Pesto:
- 200 g Brennnesselblätter
- 50 g Pinienkerne (alternativ Sonnenblumenkerne oder Cashewkerne)
- 100 ml hochwertiges Pflanzenöl (z. B.: Olivenöl)
- 60 g geriebenen Hartkäse (Grana Padano oder Parmesan) (alternativ Feta-Käse)
- Knoblauch
- Zitrone
- Pfeffer
- Salz (Meersalz)
Zubereitung
- Bevor die Brennnesseln zu einem Pesto verarbeitet werden können, blanchiere ich sie.
2. Übergieße die gereinigten Brennnesselblätter mit kochendem Wasser aus dem Wasserkocher und blanchiere die Blätter für ca. 20 Sekunden.
3. Anschließend lege ich die Blätter kurz in ein Eiswasserbad zum Abschrecken.
Trockne nun die Blätter gut ab. Die Stacheln sollten jetzt zerstört sein.
Tipp: Mit etwas Salz auf den Eiswürfeln wird das Eiswasserbad noch kälter.
4. Erhitze nun eine Pfanne und gebe dann die Pinienkerne ohne Öl hinein und röste sie kurz an. Sobald die Pinienkerne einen leicht braunen Ton bekommen, nimm die Pfanne sofort vom Herd.
5. Nun kannst du die Brennnesselblätter und die Pinienkerne in die Küchenmaschine geben oder hacke beides mit dem Wiegemesser klein.
6. Jetzt gebe ich Öl, Pfeffer, Salz hinzu und vermischen das Ganze zu einer homogenen Paste. Den geriebenen Käse, den Knoblauch und die Zitrone kannst du nach deinem Geschmack beimengen.
7. Fülle nun das Pesto abschließend in ein verschließbares, luftdichtes Glas. Das Brennnessel-Pesto wird sich ca. 2-3 Wochen in Ihrem Kühlschrank halten. Ich empfehle immer nur kleine Portionen Pesto frisch zu machen und zeitnah zu verbrauche.
Tipp: Gib zum Schluss noch etwas Öl auf die Oberfläche, damit kannst du das Brennnessel-Pesto haltbarmachen und konservieren. Das Öl dient als Schutzfilm vor Keimen.
3. Brennnesseltinktur
Dieses Rezept ist aus dem Kräuterbuch meiner Oma. Sie verwendete es immer bei Hexenschuss und gab es auf schmerzende Gelenke. Auch gegen Haarausfall verwendete sie es.
- Eine Handvoll gebürsteter, gewaschener und kleingeschnittener Wurzeln locker bis zum Hals in eine Flasche geben, mit 1/2 Liter Branntwein deckend begießen, gut verschließen, 10 – 14 Tage in der Sonne oder Ofennähe ziehen lassen, dann durch ein Tüchlein (oder Kaffeefilterpapier) in Flasche abfiltern und kühl lagern.
Anwendungen: Die Brennnesseltinktur soll die Ausscheidung von Harnsäure fördern und ist deshalb zur Behandlung von Gicht besonders geeignet. In der Volksheilkunde wird sie auch bei Blutarmut, Eisenmangel und allgemeine Erschöpfung eingesetzt.
Bei Haarausfall tropfenweise die Kopfhaut damit einmassieren.
Bei Hexenschuss die schmerzenden Stellen damit einreiben
Warum brennen Brennnesseln bei Berührung?
Die große Brennnessel z.B. enthält feine Brennhaare, die mit Kieselsäure und Ameisensäure gefüllt sind. Mikroskopisch wirken diese Haare wie feine Nadeln. Berührt nun ein Lebewesen diese Nadeln so brechen sie ab und bohren sich in die Haut ein. Gleichzeitig gelangt die Ameisensäure in die Haut, die für das Brennen und die Bildung der typischen roten Quaddeln verantwortlich ist. Die Menge der in die Haut gelangten Säure ist in der Regel unbedenklich und wird schnell vom Körper abgebaut.
Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Pflücken und vor allem beim Verwerten der Heilpflanze. Ich werde weiterhin viele Blätter und Wurzeln sammeln bis mir die Haare zu Berge stehen ….
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